Gegenmaßnahmen

Ist das hausinterne Trinkwassersystem mit Bakterien in erheblichem Maße verunreinigt, dann ist eine angemessene Reaktion erforderlich, da eine Gefährdung der Bewohner nicht ausgeschlossen werden kann. Um Gewissheit bezüglich des Grades der Kontaminierung und der zu ergreifenden Maßnahmen zu erlangen, ist es ratsam, einen Fachmann zu konsultieren. Fragen Sie bei Ihrem örtlichen Wasserversorger oder der Verbraucherzentrale nach, um einen geeigneten Fachbetrieb in Ihrer Nähe zu finden.

Austausch der Armaturen

In vielen Fällen reicht es, lediglich befallene Abschnitte der Hausinstallation auszutauschen. Oft betroffen sind die letzten Komponenten, wie z.B. Armaturen und Duschschläuche. Insbesondere preiswerte Bauteile, welche meist aus Fernost stammen, sind anfällig für die Bildung von Biofilmen, da sie im Inneren aus Kunststoffen bestehen. Diese sind mit Weichmachern und anderen organischen Substanzen versetzt, welche den Bakterien als Nährboden dienen.

Hinzu kommt, dass Armaturen als Glied zwischen dem häuslichen Wasserleitungssystem und der Umgebung besonders in Kontakt mit in der Luft befindlichen Keimen kommen. Letztere finden in den Armaturen dann gute Bedingungen für die Ausbildung größerer Kulturen vor. Eine Kontamination erfolgt also eher von der Außenwelt in das Trinkwasserleitungsnetz hinein, nicht umgekehrt.

Wenn Sie den Verdacht hegen, dass in Ihrer Hausinstallation eine Bakterienbelastung vorliegt und sie diese auf bestimmte Bereiche eingrenzen können, so empfiehlt es sich, die betroffenen Teile gegen neue auszutauschen. Oft reicht es beispielsweise aus, den Duschschlauch und -kopf mit einem neuen zu ersetzen.

Lassen Sie sich dazu im Fachhandel beraten und wählen Sie nicht das billigste Produkt. Der Befall wird sich höchstwahrscheinlich binnen kurzer Zeit wieder einstellen, da die in der Umgebung verbliebenen Keime in den frischen Weichmachern der Billigware gleich aufs Neue Nahrung finden. Am Besten sind solche Armaturen, die komplett aus hochwertigem Metall bestehen – als grobe Richtschnur kann Ihnen dabei das Gewicht dienen, je schwerer die Armatur, desto besser.

Erhöhung der Wassertemperatur

Eine weitere wirkungsvolle Maßnahme gegen die Etablierung von Biofilmen ist das Erhöhen der Warmwassertemperatur. Bei Temperaturen oberhalb 60 °C sterben praktisch alle pathogenen Keime ab. Wenn Sie ihr warmes Wasser mittels eines Boilers gewinnen, so erhöhen Sie die Temperatur des Speichers auf min. 60 °C, gleiches gilt für den Warmwasserspeicher einer zentralen Anlange.

Prophylaktisch das (warme) Wasser eine bis ein paar Minuten laufen zu lassen ist ein weiteres wirkungsvolles Mittel, potentiell vorhandene Keime aus dem Wasser zu spülen, bzw. deren Anzahl deutlich zu verringern. Das gilt insbesondere dann, wenn länger kein Wasser entnommen wurde, z.B. nach einer Abwesenheit mehrerer Tage oder bei selten genutzten Apparaturen.

Reinigen der Armaturen meist nutzlos

Das Reinigen der Armaturen mag als ein angemessenes Mittel gegen die geschilderte Form der Verkeimung erscheinen, ist jedoch praktisch wirkungslos, da die Biofilme im Inneren mit dieser Maßnahme nicht erreicht werden. Es kann u.U. sogar kontraproduktiv sein, da Reinigungs- und Desinfektionsmittel die Bakterienpopulationen verändern und so die Ansiedlung schnellwüchsiger und damit hygienisch gar relevanterer Bakterien begünstigen können. [ Quelle 1 ]

Ein weiteres generelles Argument gegen eine übertriebene Hygiene ist, dass das Immunsystem schlechter „lernen“ kann und bei einer Konfrontation mit unbekannten Keimen oder einer erhöhten Keimdichte versagt – der Mensch erkrankt. Das ist übrigens ein wesentlicher Grund dafür, warum Kinder vom Land gesünder sind als jene aus der Stadt.

Entkalkung des Trinkwassers

Schlussendlich gibt es eine effektive Möglichkeit, das Potenzial von Biofilmbildung zu reduzieren: die Entkalkung des Trinkwassers. Zwar sind die Mineralien, allen voran Kalk, welche im Wasser in einer vom Standort abhängigen Konzentration vorhanden sind, nicht per se schädlich. Indirekt können sie aber zu einer erhöhten Keimzahl oder Biofilmbildung führen. Die Mineralstoffe lagern sich mit der Zeit in Leitungen und Armaturen ab und erhöhen die Rauhigkeit deren Inneres. Nun fällt es Bakterien wesentlich leichter, sich auf diesen rauen Flächen anzusiedeln und dort dauerhaft Biofilme auszubilden; das Potenzial einer bakteriellen Belastung des Trinkwassers steigt erheblich.

Je stärker das regionale Wasser mit Mineralien versetzt ist (man unterscheidet Wasserhärtegrade von 1, sehr weich, bis 4, sehr hart) desto schneller läuft der Prozess der Verkalkung ab. Es gibt auf dem freien Markt eine Vielzahl von Apparaturen zur Entkalkung von Trinkwasser. Diese funktionieren meist nach dem Prinzip des Ionentausches, welches an dieser Stelle nicht näher beschrieben werden soll. Der interessierte Leser kann sich im Wikipedia-Artikel „Ionentauscher“ [ Quelle 2 ] einen Überblick über Entkalkungsanlagen verschaffen.

Hier sei jedoch vor solchen Geräten gewarnt, die versprechen, mittels (Elektro)magnetismus Wasser zu entkalken. Es gibt keinen nachvollziehbaren, vernünftigen Grund anzunehmen, dass dies funktionieren kann. Bei diesen Angeboten handelt es sich nach Kenntnis des Autors um solche aus der Rubrik „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“. [ Quelle 3 ]

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