Erinnern Sie sich? Im Sommer und Herbst 2011 war EHEC in aller Munde. Aus diesem Anlass habe ich das Thema Biofilme im Trinkwasser um Informationen zum EHEC-Erreger ergänzt. 2011 kursieren viele, zum Teil primär medial motivierte, Informationen um den EHEC-Keim in den Medien. Die Behörden sind offenbar bemüht, nur verifizierte Mitteilungen zu verbreiten, um die Bevölkerung nicht unnötig zu verängstigen. Obgleich der Ursprung des Erregers noch nicht ausgemacht werden konnte, so hat sich der Verdacht erhärtet, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb im niedersächsischen Bienenbüttel für dessen Verbreitung verantwortlich zeichnet. Diese Information ist bekannt und soll hier nicht nähere Erläuterung finden.
Es mag bei oberflächlicher Betrachtung ein wenig verwundern, dass angesichts der Tatsache, dass die potentielle Quelle des neuen EHEC-Stammes bekannt ist (primär Rinder- aber auch Ziegen- und Schafkot), keine adäquaten Hinweise auf die tatsächliche Herkunft vorliegen, bzw. geäußert werden. Es scheint naheliegend, dass die Kontaminierung der im Bienenbüttler Betrieb gezogenen Sprossen durch das in großen Mengen erforderliche Wasser erfolgt sein könnte. Die EHEC-Erreger finden im dortigen feuchtwarmen Milieu hervorragende Wachstumsbedingungen. Es spricht für die hygienischen Bedingungen im Gärtnerhof, dass die Erreger trotzdem nicht mehr nachgewiesen werden können.
Doch wie erwähnt, kann der Weg des Erregers über das zur Bewässerung der Keimlinge benötigte Wasser geführt haben. Wenn als Ursprung der Kot von Wiederkäuern angenommen wird, so liegt der Verdacht nahe, dass der EHEC-Erreger mit der auf die benachbarten Felder ausgebrachten Gülle gelangte, dort ausgeschwemmt wurde und so möglicherweise in das Brunnenwasser des Gärtnerhofes gelangte.
Es ist davon auszugehen, dass die Gesundheitsbehörden dieser Theorie nachgegangen sind, jedoch keine stichhaltigen Beweise vorlegen können und keine bloßen Vermutungen äußern wollen. Es ist aber eine Tatsache, dass EHEC-Keime sowohl in Brauch- als auch in Trinkwasser gedeihen können und dort bereits in der Vergangenheit gefunden wurden. So kam es beispielsweise in 2000 im kanadischen Walkerton zu einer Trinkwasserverseuchung mit EHEC-Keimen, an welcher 2300 Menschen erkrankten und 18 ihr Leben verloren.
Das GSF (Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit der Helmhotz-Gemeinschaft) schrieb dazu in einer Studie vom März 2004: „Die weite Verbreitung neuer Krankheitserreger wie EHEC in der Umwelt stellt ein Gefahrenpotenzial dar, das im Zusammenhang mit Trinkwasser als ernsthaftes Problem zu betrachten ist.“ [ Studie Fäkale Verunreinigungen im Trinkwasser Quelle 7 ] Es ist also keine neue Erkenntnis, dass EHEC und andere Keime sich über die Trinkwasserversorgung ausbreiten können. Das Gefahrenpotential dieser Kontaminationen wurde durch die Ereignisse der letzten Wochen leider zu deutlich.
Der Leser mag sich nun die Frage stellen, was bzw. ob er etwas gegen dieses Gefahrenpotential unternehmen kann – schließlich können wir nicht auf das Nahrungsmittel Wasser verzichten. Es ist mein Anliegen, zu informieren, nicht Panik zu schüren, trotzdem – oder gerade deshalb – muss ich erklären, dass es keine 100-prozentige Gewähr für Trinkwasser gibt, das frei von gefährlichen Keimen ist. Eine Verunreinigung kann z.B. durch das erwähnte Prozedere sowohl öffentliche, zentrale als auch private Wasserversorgungen betreffen, obgleich ersteres deutlich unwahrscheinlicher ist, was man ebenfalls der Studie Fäkale Verunreinigungen im Trinkwasser [ Quelle 7 ] entnehmen kann. Weiter ist dort zu lesen, dass selbst eine Chlorung des Wassers oder die Behandlung mit UV-Strahlung keine vollkommene Sicherheit bietet; insbesondere dann, wenn sich Keime in „Wuchsbelägen“ (also Biofilmen) zusammenschließen.
Abschließend kann also zusammengefasst werden, dass eine bakterielle Verunreinigung des Trinkwassers nie ganz ausgeschlossen werden kann. Die Quantität der Kontamination ist eher in dezentralen Wasserversorgungen und Hauswassersystemen hoch, öffentliche Systeme sind besser überwacht und i.d.R. von hoher Qualität. Wer sicher gehen will, kann Wasserproben in geeigneten Laboren untersuchen lassen und prophylaktisch das Wasser auf 80 °C erhitzen. Technische Gerätschaften, wie Trinkwasseraufbereitungsanlagen, können zwar das Risiko einer Verunreinigung vermindern, bieten aber auch keine 100-prozentige Gewähr für absolut keimfreies Wasser.
Vielen Dank für die Infos! Aber eine Frage hätte ich da noch: Was ist ein geeignetes Labor und was kostet eine solche Probe?
Am besten, man fragt dazu bei seinem örtlichen Wasserversorger oder bei der Verbraucherzentrale nach. Die Kosten für eine Analyse dürften zwischen 50 und 70 € schwanken.
Jetzt wo man den Ehec-keim auch in einem Bach gefunden hat, scheint es tatsächlich immer wahrscheinlicher, dass die Verbreitung über das Wasser geschieht. Wo das wohl noch hinführt? Irgendwie spannend und beunruhigend zugleich.
Sind ECEC-Keime eigentlich noch ein ernst zu nehmendes Thema? In der Presse hört man davon ja nichts mehr…